Mannheim, eine bedeutende Stadt in Südwestdeutschland, erlebte während des Zweiten Weltkriegs dramatische Veränderungen und Zerstörungen. Die Stadt wurde durch zahlreiche Luftangriffe fast vollständig zerstört, was zu einem massiven Wiederaufbau nach dem Krieg führte. Die Bewohner mussten sich an das Leben im Luftschutzbunker und die ständige Bedrohung durch Bombenangriffe anpassen. Zudem spielte Mannheim eine wichtige Rolle in der Kriegsindustrie und war ein zentraler Ort für Zwangsarbeit und die Unterbringung von Kriegsgefangenen. Die jüdische Gemeinde Mannheims litt unter Deportationen und Verfolgungen, und die Stadt wurde schließlich von US-Truppen besetzt, was zu weiteren Veränderungen führte.
Wichtigste Erkenntnisse
- Mannheim wurde während des Zweiten Weltkriegs durch zahlreiche Luftangriffe fast vollständig zerstört.
- Ein umfassendes Bunkerbauprogramm von 1940 bis 1945 rettete vielen Mannheimern das Leben.
- Die Stadt spielte eine zentrale Rolle in der Kriegsindustrie und war ein bedeutender Ort für Zwangsarbeit und die Unterbringung von Kriegsgefangenen.
- Die jüdische Gemeinde Mannheims erlitt schwere Verfolgungen und Deportationen.
- Die Besetzung durch die US-Truppen führte zu erheblichen Veränderungen im Stadtbild und im täglichen Leben der Bewohner.
Luftangriffe und Zerstörung der Stadt
Die schwersten Bombardierungen
Die Angriffe auf Mannheim und die Nachbarstädte steigerten sich allmählich zu einem höllischen Inferno. Am 5./6. September 1943 erlebte die Stadt den bis dahin schwersten Luftangriff, bei dem rund 6.000 Gebäude zerstört wurden. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung wurde obdachlos, und 414 Menschen verloren ihr Leben. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte Mannheim über 150 Luftangriffe, wobei der Zerstörungsgrad 51% betrug. Rund 2.000 Menschen kamen bei den Bombardierungen um.
Zerstörte Wahrzeichen
Viele der historischen Wahrzeichen Mannheims wurden während der Luftangriffe zerstört. Die Innenstadt, bekannt als Quadratestadt, bot nahezu ideale Bedingungen für das Studium der Wirkung des Bombardements. Die Zerstörung der Innenstadt war besonders verheerend, da sie als ideal für einen Experimentalangriff galt.
Wiederaufbau nach dem Krieg
Nach dem Krieg begann der mühsame Wiederaufbau der Stadt. Die Bevölkerung zeigte großen Einsatz und Durchhaltevermögen, um Mannheim wieder aufzubauen. Der Wiederaufbau war geprägt von der Notwendigkeit, sowohl Wohnraum als auch die Infrastruktur wiederherzustellen. Es dauerte viele Jahre, bis die Stadt wieder in einem Zustand war, der an die Zeit vor dem Krieg erinnerte.
Leben im Luftschutzbunker
Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Luftschutzbunker in Mannheim zu einem zentralen Bestandteil des städtischen Lebens. Die extrem räumliche Enge, das künstliche Licht und die unzulänglichen sanitären Verhältnisse machten das Leben in den Bunkern oft zur Qual. Viele Mannheimerinnen und Mannheimer waren über Jahre hinweg diesen menschenunwürdigen Behausungen ausgesetzt.
Zwangsarbeit und Kriegsgefangene
Einsatz von Zwangsarbeitern
Während des Zweiten Weltkriegs wurden arbeitsfähige Jungen und Männer zwischen 16 und 45 Jahren zusammengetrieben und als Zwangsarbeiter nach Mannheim bzw. den Rhein-Neckar-Raum deportiert. Die französischen Zwangsarbeiter mussten unter Aufsicht von uniformierten Organen der Hitlerpartei am inneren Befestigungsring einer Rheinbrückenkopfstellung arbeiten. Sie hoben Schützengräben aus, legten Schützen- und MG-Nester an und bauten Unterstände.
Lebensbedingungen der Kriegsgefangenen
Die Lebensbedingungen der Kriegsgefangenen waren äußerst hart. Sie lebten in dumpfer Resignation dahin, abgezehrt und zerlumpt. Mitleidige Menschen brachten ihnen gelegentlich etwas zu essen. Viele der Kriegsgefangenen waren in der Nähe der großen Unternehmen untergebracht, die während der Zeit des Nationalsozialismus Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene beschäftigten.
Industrie und Zwangsarbeit
In Mannheim gab es rund 140 Stellen, an denen Zwangsarbeiter untergebracht waren. Viele dieser Stellen befanden sich in der Nähe der großen Unternehmen, die von der Zwangsarbeit profitierten. Ein Projekt der Integrierten Gesamtschule Mannheim Herzogenried dokumentiert Erinnerungen und Tagebücher von über 40 ehemaligen französischen Zwangsarbeitern.
Die Gesichter der in den landwirtschaftlichen Großbetrieben der Firmen Baumann und Kief beschäftigten Fremdarbeiter (Polen, Russen und kriegsgefangene Franzosen) lassen Umwälzendes erahnen.
Die jüdische Gemeinde und ihre Verfolgung
Deportationen und Vernichtung
Die jüdische Gemeinde in Mannheim erlebte während des Zweiten Weltkriegs eine grausame Verfolgung. In der Reichskristallnacht 1938 wurde die Synagoge in F 2 verwüstet, und viele Einrichtungen der jüdischen Gemeinde sowie Wohnungen und Geschäfte wurden zerstört und geplündert. Bis 1940 gelang rund 4.000 Juden die Emigration oder Flucht ins Ausland. Fast 2.000 Mannheimer Juden wurden in das Internierungslager Gurs in Frankreich deportiert, von wo viele in die Vernichtungslager des Ostens verschleppt und ermordet wurden.
Erinnerungsorte in Mannheim
In Mannheim gibt es mehrere Erinnerungsorte, die an das Schicksal der jüdischen Gemeinde während des Zweiten Weltkriegs erinnern. Dazu gehören Stolpersteine, die an verschiedenen Orten in der Stadt verlegt wurden, sowie Gedenktafeln und Mahnmale. Diese Orte dienen als wichtige Mahnung an die Verfolgung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung.
Überlebende und ihre Geschichten
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrten nur wenige Emigranten nach Mannheim zurück. Im Oktober 1945 wurde die jüdische Gemeinde mit nur 120 Mitgliedern wiedergegründet, darunter auch in Mannheim lebende Displaced Persons. Einige der Überlebenden haben ihre Geschichten dokumentiert und tragen so zur Erinnerungskultur bei. Die neue Synagoge der jüdischen Gemeinde wurde 1987 eröffnet, und 2012 hatte die Gemeinde etwa 500 Mitglieder.
Besetzung durch die US-Truppen
Einmarsch und erste Maßnahmen
Nach dem Einmarsch der US-Truppen in Mannheim stellte sich bald das Problem, dass sich in der Stadt mindestens 20.000 Displaced Persons (DPs), größtenteils osteuropäische Zwangsarbeiter, aufhielten. Um sie versorgen zu können, richtete die US-Militärregierung am 30. März 1945 in der Kaiser-Wilhelm-Kaserne – den späteren Turley Barracks – ein DP-Lager für die DPs aus Mannheim und Nordbaden ein. Diese Unterbringung war jedoch oft unzureichend.
Veränderungen im Stadtbild
Die amerikanische Militärregierung versuchte, die kommunalen Verwaltungen wieder in Gang zu bringen, ernannte neue Bürgermeister und ihre Beiräte. Diese Arbeit war oft undankbar und mit vielen Sorgen und Mühen verbunden. Eine in Limburgerhof stationierte Militärpolizei übernahm den Sicherheitsdienst in der Region.
Zusammenleben mit den Besatzern
Während der Besatzungszeit nutzte die US-Army viele der ehemaligen Wehrmachtskasernen weiter. Zeitweise befanden sich mehrere tausend US-Soldaten in Mannheim, darunter Teile der 8. US-Infanteriedivision. Die Pionier-Kaserne der Wehrmacht im Stadtteil Feudenheim wurde 1948 nach dem Gefreiten Dominic Spinelli benannt und war bis zum Abzug der amerikanischen Streitkräfte 2014 eines ihrer wichtigsten Nachschubdepots in Europa.
Die Besatzungszeit brachte viele Veränderungen und Herausforderungen für die Mannheimer Bevölkerung mit sich. Das Zusammenleben mit den Besatzern war nicht immer einfach, aber es legte den Grundstein für den Wiederaufbau der Stadt.
Mannheims militärische Bedeutung
Wehrmachtsgarnisonen
Mannheim war bis 1918 Garnison für Teile des Grenadierregiments 110 (XIV. (badisches) Armeekorps) der preußischen Armee. Ab 1936 wurden infolge der vom NS-Regime betriebenen Aufrüstung mehrere Kasernenneubauten für die Mannheimer Wehrmachtsgarnison errichtet. Diese Kasernen spielten eine zentrale Rolle während des Zweiten Weltkriegs und wurden später von der US Army weiter genutzt.
Strategische Ziele der Alliierten
Die strategische Lage Mannheims machte die Stadt zu einem wichtigen Ziel für die Alliierten. Die Luftangriffe auf Mannheim zielten darauf ab, die industrielle Kapazität und die militärische Infrastruktur der Stadt zu zerstören. Mannheim war ein bedeutendes Zentrum für die Produktion von Kriegsmaterial und daher von großer Bedeutung für die Kriegsanstrengungen des Deutschen Reiches.
Nachnutzung durch die US-Army
Nach dem Krieg übernahm die US-Army viele der militärischen Einrichtungen in Mannheim. Zeitweise befanden sich mehrere tausend US-Soldaten in der Stadt, darunter Teile der 8. US-Infanteriedivision. Diese Präsenz prägte das Stadtbild und das Leben der Bewohner erheblich. Die Bundeswehrpräsenz beschränkte sich auf wenige kleinere Einheiten des Territorialheeres.
Mannheim wurde im Zweiten Weltkrieg durch die Luftangriffe fast völlig zerstört. Heute besteht etwa ein Drittel der Stadt aus Gebäuden von vor dem Zweiten Weltkrieg.
Fazit
Mannheim erlebte während des Zweiten Weltkriegs eine Zeit beispielloser Zerstörung und Not. Die massiven Luftangriffe verwandelten die Stadt in ein Trümmerfeld und hinterließen tiefe Wunden in der städtischen Struktur und der Psyche ihrer Bewohner. Trotz der verheerenden Zerstörungen und der hohen Zahl an Opfern gelang es der Stadt, sich nach dem Krieg wieder aufzubauen. Heute zeugen die verbliebenen historischen Gebäude und die zahlreichen Denkmäler von der Widerstandskraft und dem Durchhaltevermögen der Mannheimer Bevölkerung. Die Geschichte Mannheims im Zweiten Weltkrieg ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Schrecken des Krieges und die unermüdliche Anstrengung, eine zerstörte Stadt wieder zum Leben zu erwecken.
Häufig gestellte Fragen
Wie stark wurde Mannheim im Zweiten Weltkrieg zerstört?
Mannheim wurde im Zweiten Weltkrieg durch zahlreiche Luftangriffe fast vollständig zerstört. Ein großer Teil der Stadt lag in Trümmern, und viele historische Gebäude wurden beschädigt oder zerstört.
Wie viele Bunker wurden in Mannheim während des Krieges gebaut?
Zwischen 1940 und 1945 wurden in Mannheim 56 Luftschutzbunker an 40 Standorten errichtet, die Platz für bis zu 130.000 Personen boten.
Wann wurde Mannheim von den US-Truppen besetzt?
Ende März 1945 wurde Mannheim von US-Truppen besetzt, während der Krieg in anderen Teilen Deutschlands erst am 8. Mai 1945 endete.
Wie viele Zwangsarbeiter waren während des Krieges in Mannheim?
In Mannheim waren von 1939 bis 1945 insgesamt etwa 30.000 Zwangsarbeiter beschäftigt.
Was passierte mit der jüdischen Gemeinde in Mannheim während des Krieges?
Fast 2000 Mannheimer mit jüdischem Hintergrund wurden während des Dritten Reichs deportiert. Es gab zahlreiche Stellen in der Stadt, an denen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene untergebracht waren.
Welche Bedeutung hatte Mannheim für das Militär im Zweiten Weltkrieg?
Mannheim war eine wichtige Garnisonstadt mit mehreren Kasernen, die während des Krieges von der Wehrmacht genutzt wurden. Nach dem Krieg wurden diese Einrichtungen von der US-Army weiter genutzt.